Interview »Tagesspiegel Leute Berlin-Steglitz«

Studiert hat Marissa Möller, 32 Jahre, Musical und Schauspiel an der Essener Folkwang Universität, bis 2017 gehörte sie fest zum Ensemble des Schlosstheaters Moers. Im gleichen Jahr nahm Sie das Mikrofon fest in die Hand: Sie gründete zusammen mit dem Jazz-Pianisten Jan Lammert die Band „molass“. Am Freitag, 21. Juni, feiert „molass“ bei der Fête de la Musique ihre Berlin-Premiere. Um 20.30 Uhr tritt die Kölner Combo auf der Dorfplatzbühne im Studentendorf Schlachtensee (Wasgenstraße 75) auf. Der Eintritt ist wie überall auf der Fête frei.

 

Frau Möller, ich habe mir das Video zum Song „Green Sky“ angeschaut. Warum hängen Sie kopfüber an einem Baum? Und: War es schwer mit dem Kopf nach unten zu singen?

Das Bild des Kopfüberhängens kommt von der Tarotkarte „der hängende Mann“: Ich hatte mir zum Spaß die Karten gelegt und diese Karte kam ständig. Das passte, denn ich hatte in dieser Zeit das Gefühl, zu stagnieren und irgendwie nicht weiter zu kommen. Nein, gut singen musste ich beim Videodreh zum Glück nicht. Trotzdem war es sehr schlimm: Ich hing mit meinem ganzen Gewicht an dem Seil, es schnürte mir die Fußfesseln zu. Echt schlimm.

 

Das Quartett molass verbinde „Neo Soul und Jazz“, schreiben Sie auf Ihrer Website – bitte machen Sie mir als musikalischen Laien doch den Mund wässrig, was erwartet mich bei Ihrem Auftritt am Freitagabend?

Meistens gibt es in unserer Musik keine klaren Strukturen wie Strophe, Refrain, Strophe, Refrain … Wir brechen diese Form. Wir bedienen uns der Harmonik des Jazz‘, sind aber gleichzeitig soulig und groovig. Trotz aller gebrochenen Formen und Überraschungen bleibt die Musik zugänglich. Die Texte sind sehr persönlich, echt und direkt. Sie befassen sich mit meinen für mich selbst manchmal unverständlichen Gedanken.

 

Sie kommen vom leichteren Musical, warum haben Sie sich jetzt der schwereren Kost von Soul und Jazz verschrieben?

Ich komme ja eigentlich vom Schauspiel. Ich habe halt zweimal studiert, weil ich gemerkt habe, dass Musical für mich nicht so passend ist. Aber Musik wollte ich schon immer machen, ich hatte mich aber erst nicht getraut, Songs zu schreiben und diese zu zeigen. Jetzt weiß ich: Von eigener Musik zu leben, ist immer schwer. Vor allem in dieser Nische.

 

Oha, dann hilft es ja auch nicht, dass Sie bei der Fête de la Musique für lau auftreten dürfen …

Wir passen auf, dass wir nicht immer umsonst spielen – wir hätten sonst große finanzielle Probleme. Es sollte selbstverständlich sein, dass Musiker etwas für ihre Leistung bekommen. Die Fête de la Musique wollten wir trotzdem machen, weil die Veranstaltung geil ist und es bei diesem Festival nicht um Geld geht, sondern um Vielfalt. Außerdem hat es gut in unseren Tourplan gepasst.

 

Hilft es eigentlich beim Verhandeln mit Veranstaltern und Agenten, dass Sie fechten können?

Nein. Ich glaube, da hilft nichts. Auch kein Spagat.

 

Werden Sie sich auch andere Fête-Bands und Solisten anhören? Was sind – neben dem Auftritt von molass – Ihre Tipps?

Um ehrlich zu sein, ich konnte mich mit dem Programm noch nicht richtig auseinandersetzten. Die Bands Zofia Charchan, The Boy With No Name und Pleasure Trips, die vor uns auf der Dorfplatzbühne spielen, werden wir uns aber sicher ansehen.

Veröffentlicht am 20.06.2019 von Boris Buchholz